Jahresbericht 2020/21

2020/21: DAS CORONA-JAHR


EBuxi vollendete am 30. April 2021 sein zweites Betriebsjahr. Es brachte im März 2020 wie für alle öffentlichen und halb-öffentlichen Verkehrsmittel einen herben Nachfrage-Rückgang durch den Corona-Lockdown mit einer nur langsamen Erholung. Dank eingespieltem Betrieb, konservativem Finanzverhalten und umfassender ehrenamtlicher Arbeit war auch das zweite EBuxi-Betriebsjahr aber per Saldo erfolgreich. In den ersten 24 Monaten nutzten insgesamt 44’000 Fahrgäste das Oberaargauer Ortsbus-Taxi.


Fahrbetrieb/Fahrzeuge

Auch wenn kurz nach der Anschaffung des zweiten, von der EWK finanzierten Nissan Evalia die Pandemie die EBuxi-Nachfrage massiv bremste, erwies sich die Verbreiterung der Fahrzeugbasis als nützlich. Kleine Reparaturen, von denen es diverse gab (die beiden Fahrzeuge weisen zusammen eine Fahrleistung von gut 120’000 Kilometern aus), liessen damit den Betrieb nahtlos weiterführen. Ausserdem ist das Zweitfahrzeug für Sondereinsätze wie die Kirchennacht 2021 oder die wieder anziehende Nachfrage vor allem am Freitag und Samstag unabdingbar.


Ende des zweiten Berichtsjahres standen der Disposition ungefähr 30 regelmässige FahrerInnen zur Verfügung, was problemlos ausreichend war. Es besteht ausserdem eine kleine Warteliste mit neuen FahrerInnen. Und eine Reihe von FahrerInnen aus dem Startjahr wäre bei Bedarf für einen Wiedereinstieg bereit. Im Berichtsjahr wurden auch eine Reihe von Pikettdiensten (Telefon in Belastungszeiten, Bereitschaft für den Einsatz des Zweitfahrzeuges) geleistet.


Das Fahrzeug beziehungsweise die Fahrzeuge haben sich nun auch im Zweijahres-Einsatz bewährt. Der Nissan ist gutmütig, wird im Betrieb nur auf «Eco» gefahren, was völlig ausreicht, und ist wegen der guten Einstiegsmöglichkeiten bei den Fahrgästen beliebt. Die Batterieleistung ist bis zum Abschluss des zweiten Jahres nicht zurückgegangen. Nach wie vor ungewöhnlich hoch ist der Reifenverschleiss. Und die diversen Beulen haben den Selbstbehalt bei der Kaskoversicherung unangenehm steigen lassen.


Im September und Oktober 2020 kam es zu kleinen, aber ärgerlichen Unregelmässigkeiten bei der Abrechnung der Fahreinnahmen. In einem Brief vom 13. Oktober wandte sich der Vorstand an alle FahrerInnen persönlich, erklärte den Verzicht auf detaillierte Kontrollen, machte aber auch einen engagierten Appell an die Ehrlichkeit. Tatsächlich konnten die Unregelmässigkeiten im Anschluss daran vollständig beendet werden.


Auf Ende 2020 wurde Twint als Zahlungsmöglichkeit eingeführt. Der Anteil der entsprechenden Zahlungen liegt aber noch deutlich unter einem Viertel. Ebenfalls Ende 2020 wurde das Nutzungsreglement vollständig überarbeitet.


Bei einem «Trinkgeldevent» im «Kreuz» mit gut 30 TeilnehmerInnen am 11. September 2020 kam es nicht nur zu einem Austausch an FahrerInnen-Knowhow sondern auch zu einer Würdigung der zahlreichen Leistungen im Fahrdienst.


Nachfrage


Die Nachfrage nach den EBuxi-Fahrleistungen ist seit dem Start Ende April 2019 kontinuierlich gestiegen. Die Kurve links zeigt, dass bis Ende Februar 2020 der Zuwachs sehr stark war, nach dem Einbruch beim Lockdown aber bis zum Ende des zweiten Berichtsjahres etwas schwächer ausfiel (verkleinerter Steigungswinkel). Vor dem Lockdown gab es im Schnitt täglich 100 bis 115 Fahrgäste. Nach dem Lockdown stieg die Nachfrage lange kaum mehr über 70 Fahrgäste. Immerhin gab es im August 2020 an einem Spitzensamstag mit 81 Fahrten und 135 Passagieren wieder einmal ein Spitzenergebnis. Der 30’000. Fahrgast konnte am 27. September 2020 gefeiert werden. Ende April 2021 nahm die Nutzung – offensichtlich mit der zunehmenden Durchimpfung – wieder spürbar zu, sodass im dritten Betriebsjahr wieder mit der Nachfrage entsprechend vor dem Lockdown gerechnet werden kann.


In vier Kunden-Newslettern kommunizierte EBuxi vor allem Neuerungen oder Corona-Massnahmen.


IT und Telefon


Die Probleme der Bestell-App haben sich auch im zweiten Betriebsjahr nicht ausräumen lassen. Sie halten sowohl die Betriebsgruppe als auch die FahrerInnen auf Trab. Auch von Kundenseite werden immer wieder Schwierigkeiten beim Bestellen beklagt. Zu den Problemen gehör(t)en unter anderem das zeitweilige Verschwinden der obersten Bestellung auf dem Display, das «Hauseckenproblem», bei dem die Bestellangaben der KundInnen und der Displayeintrag nicht übereinstimmten, oder Updates durch Shotl ohne Ankündigung an EBuxi. Umgekehrt konnten einige Schwierigkeiten ausgeräumt werden. So war es ab Mai 2020 möglich, mit der App die beiden Fahrzeuge gleichzeitig mit bereits aufgeteilten Bestellungen zu beliefern. Ausserdem wurde im Oktober 2020 das Bestell-Intervall von 00, 10 oder 20 auf 05, 15 oder 25 umgestellt. Dadurch ergaben sich Vorteile bei Bestellungen am Bahnhof, da die Zugsankünfte präziser getroffen werden konnten.


Die App hat momentan etwas mehr als 1’800 NutzerInnen, was bei einer Gesamtbevölkerung des Perimeters von um die 9’000 Personen in Herzogenbuchsee und Niederönz etwa 20 Prozent entspricht.


Die hohe Nachfrage in den ersten Monaten von 2020 liess EBuxi darüber nachdenken, die Telefonanrufe auszulagern und damit die FahrerInnen zu entlasten. Aber sowohl bei der Lösung mit Betax als auch bei Mobiliar fielen die Kosten pro Anruf in einer Grössenordnung von drei bis fünf Franken an, also gleichviel wie für die Fahrt an sich. Ebuxi entschied sich daher, in Stresssituationen, die seit Corona weniger häufig anfielen, auf ein internes Pikett-System auszuweichen, das sich bisher bewährt hat.


Corona


Pandemiebedingt wurde der EBuxi-Personentransport zwischen dem 17. März und dem 27. April 2020 eingestellt. Stattdessen entstand in enger Zusammenarbeit mit dem Gewerbeverein HGV ein Hauslieferdienst. Er lief befriedigend an, hatte am Schluss allerdings nur noch etwa eine Fahrt pro Tag. Am 9. Mai wurde er in Absprache mit dem Gewerbeverein eingestellt. Zwischen dem 27. April und dem 11. Mai EBuxi nur im Zweischichtbetrieb.


Der anschliessend wieder aufgenommene Vierschichtenbetrieb wurde mit den im öV üblichen Zusatzmassnahmen abgewickelt: Plexiglas-Trennscheiben, Sperren des Mitfahrersitzes vorn, Maskenpflicht, Reinigungs-Massnahmen, drastisch eingeschränktes Pooling. Die Montage der Trennscheiben erwies sich in den kleinen Fahrzeugen als knifflig: Erst die dritte Version befriedigte schliesslich.


Ein zusätzliches Problem für EBuxi während der Corona-Zeit bestand darin, dass fast der gesamte FahrerInnen-Stamm der Risikogruppe der über 65-Jährigen angehörte, was das strikte Einhalten der Vorsichtsmassnahmen besonders dringlich machte. Es kam aber weder 2020 noch 2021 zu registrierten Ansteckungen im EBuxi-Betrieb. Durch die Pandemie fiel für EBuxi ein geschätzter Verlust von 30’000 bis 40’000 Franken durch Mehraufwände, fehlende Erträge, aber weiterlaufende fixe Kosten an.


Finanzen

Die Rechnung von EBuxi fürs zweite Betriebsjahr fiel unbefriedigend aus, vor allem weil lediglich Fahrerträge von 36’000 Franken resultierten. Die Gesamtkosten beliefen sich auf knapp 129’000 Franken, davon 89’000 Franken Personalkosten, also FahrerInnen-Spesen und Dispo-Lohn. Damit betrug der Kostendeckungsgrad nur 28 Prozent. Die Kosten für die App trug im Berichtsjahr mybuxi.


Dabei war die Preiserhöhung, beim Einzelpreis von 3 auf 4 Franken, ab 1. Juni 2020 praktisch ohne Nachfragerückgang aufgenommen worden, allerdings nun auf dem tieferen Corona-Niveau. Die bundesrätlichen Massnahmen führten bei EBuxi immerhin zu einer kleinen Kurzarbeitsentschädigung von 2’250 Franken, da in den sechs fahrgastlosen Wochen keine Dispositions-Leistungen erbracht werden mussten und konnten.


Am 23. November führte EBuxi mit acht TeilnehmerInnen ein Brainstorming für die zukünftige Gestaltung der Finanzen durch. Von den elf konkreten Vorschlägen wurden einige wie die Finanzierungsaktionen bereits umgesetzt. Die Spendenaktion bei den knapp 250 angeschriebenen Privaten ergab ein Resultat von fast 19’000 Franken. Weitere Vorschläge wie die Erweiterung des Perimeters oder der vorgeschlagene Bücherbus für die neue Bibliotheksregion sind in Abklärung. Umgekehrt fand z. B. die Stromrappen-Idee bei einem Gespräch mit der EWK wenig Unterstützung.


EBuxi ist finanziell am Ende des zweiten Betriebsjahres nicht über dem Berg. Nach dem fast abgeschlossenen Auslaufen der Startfinanzierungen durch Bund, Kanton und Migros-Engagement im Umfang von 68’000 Franken braucht das Ortsbustaxi 2021/2022 einen neuen grösseren Sponsor oder mehrere zumindest mittlerer Grösse. Denn mit deutlich steigender Unterstützung durch die öffentliche Hand ist nach der Corona-Zeit kaum zu rechnen.


EBuxi wird neben den Gemeinden und der EWK von der Raiffeisenbank Wasseramt-Buchsi und der Mobiliar unterstützt.


Kommunikation und Marketing

EBuxi erreicht mit einer hohen Dichte an Artikeln in der BuchsiZytig, Wechseln und Ergänzungen auf der Webseite (17 in der Berichtsperiode) und Präsenz in den Sendungen der Lokalradios nach wie vor einen hohen Bekanntheitsgrad. De facto kennt in Herzogenbuchsee und Niederönz jedermann EBuxi. Dazu tragen auch gemeinsame Aktionen mit lokalen Organisationen bei. In den sechs Corona-Wochen ohne Personentransport hat EBuxi den Transportteil des Hauslieferdienstes des Gewerbevereins besorgt. Ausserdem kam es bei der Rabatt-Booklet- und Osteraktion zur Zusammenarbeit mit dem HGV. Ebenso gibt es regelmässige Kooperationen mit dem Hauptsponsor, der EWK. Die Sponsoringaktion im April/Mai 2021 hat nicht nur einen erfreulichen Finanzzustupf gebracht, sondern auch gezeigt, wie gut EBuxi in den beiden Dörfern verankert ist. Bei jener Gelegenheit wurde auch die Webseite optimiert. In 12 FahrerInnen-Newslettern wurden die wichtigsten betrieblichen Neuerungen kommuniziert.


Wegen der Pandemie-Beschränkungen musste der Sponsoren- und Gemeinden-Apéro am 26. Juni 2020 in der Garage der beiden EBuxi-Fahrzeuge etwas bescheidener als geplant ausfallen.


Vorstand

Nach dem Ausscheiden von Dennis Borgeaud wurde am 6. Juli 2020 Franz Akermann provisorisch in den Vorstand gewählt. Die definitive Wahl obliegt der Mitgliederversammlung im Juli 2021.


Die Betriebsgruppe unter der Leitung von Silvio Strub bekam im Oktober 2020 eigene, weitgehende Befugnisse, etwa beim Thema Reparaturen. Ausschlüsse von Fahrgästen fallen aber nach wie vor in den Kompetenzbereich des Vorstandes.


Der Vorstand setzte sich Ende April 2021 so zusammen: Klaus Indermühle (Präsident), Franz Akermann (Sitzungsleitung, Besonderes), Nancy Canuto Diener (Event-Planung), Ruedi Eichenberger (Marketing und Kommunikation), Donat Grogg (Fahrzeuge), Adrian Schär (IT), Hans Kaspar Schiesser (Aktuar, Behördenbeziehungen), Silvio Strub (Leitung Betriebsgruppe), Carlo Wägli (Finanzen). Brigit Indermühle war mit einem etwa 20 Stellenprozente umfassenden Pensum für die FahrerInnen-Disposition und Sekretariatsarbeiten zuständig.


Der Vorstand arbeitet nach wie vor mit hohem Engagement praktisch ehrenamtlich. Gemäss Beschluss der ersten Mitgliederversammlung im April 2020 erhält er dafür eine Jahrespauschale von 300 Franken.


Rechtliche Situation von EBuxi

EBuxi ist nach wie vor ein Verein, bei dem InhaberInnen von Abonnementen, Mehrfahrtenkarten und – im Schnuppermodus – auch Einzelticket-KäuferInnen Mitglieder des Vereins sind. Bei der Änderung der bernischen Taxiverordnung 2020 hat EBuxi versucht, seine Anliegen für die neue Art von on-demand-Fahrdiensten einzubringen. Dabei hat der stellvertretende Generalsekretär der bernischen Sicherheitsdirektion Folgendes festgestellt: «Die Frage, ob die Taxiverordnung auf EBuxi überhaupt anwendbar ist, entscheidet sich u. E. daran, ob der Personentransport gewerbsmässig erfolgt. Die Frage muss letztlich durch die Gemeinde als Bewilligungsbehörde beantwortet werden. Aus unserer Sicht gibt es aber gute Gründe, dass EBuxi nicht unter die Taxiverordnung fällt und weiterhin ohne Bewilligung seine Dienste anbieten darf. Konkret, weil der Verein nicht gewinnorientiert ist und keine marktübliche Entschädigung an die Fahrer zahlt.» Da EBuxi mit Fahrzeugen von bis zu sieben Plätzen nicht dem Personenbeförderungsgesetz. EBuxi untersteht, benötigt es damit auch keine Konzession und untersteht nicht der Pflicht, am Direkten Verkehr (zum Beispiel einheitliche Tarife) teilzunehmen.

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