Jahresbericht 2023


Nun mit drei Fahrzeugen unterwegs: Vorstandsmitglieder Donat Grogg und Hans Kaspar Schiesser mit Fahrerin Annarös Staub


2023 – im «Reiseflug»


2023 war wohl das ereignisärmste und expansionsloseste Jahr in der bisherigen Geschichte von EBuxi. Der Betrieb ging nach den ersten oft aufregenden Pionierjahren vom Steigflug in den Reiseflug über. Aber ist das ein Makel? Eher nicht. Die Beschränkung von EBuxi auf normale Probleme bei Fahrzeugen, FahrerInnen-Einsatz und Management hat mitgeholfen, dass die Milizorganisation weiterhin aufrechterhalten werden konnte. Die Grenzen der Beanspruchung auch engagierter Freiwilliger lassen sich nicht beliebig und vor allem nicht über mehrere Jahre nach aussen verschieben. Bereits der deutlich gesteigerte Einsatz des Piketts ritzte 2023 diese Grenze. Am Ende des Jahres war das System aber – wenn auch mit einem gewissen Ächzen im Gebälk – noch funktionsfähig.

 

Neue Leistungsvereinbarungen

Im Oktober unterschrieben die beiden Trägergemeinden Herzogenbuchsee und Niederönz erstmals gemeinsam mit EBuxi die neue einheitliche Leistungsvereinbarung. Inhaltlich musste wenig geändert werden: Die Pflöcke, die 2019 eingeschlagen wurden, sassen noch fest in der Erde. Neu hingegen war, dass es gelang, in beiden Gemeinden in Zeiten umfassenden Sparens bei öffentlichen Geldern die Betriebsbeiträge substanziell zu erhöhen. EBuxi hat 2023 von den beiden Trägergemeinden erstmals die «Standardunterstützung» von zwölf Franken pro Kopf der Bevölkerung und pro Jahr erhalten. Der Betrag wird in einer Pauschale von 90'000 beziehungsweise 21'350 Franken ausbezahlt. Damit ist EBuxi von seinen immer wieder heiklen Liquiditätsproblemen erlöst und kann den Ersatz oder den Neukauf eines Fahrzeuges ab 2024 aus eigener Kraft stemmen. Bei den Finanzen wird Bene Wetz das bisherige Vorstandsmitglied Carlo Wägli als Verantwortlicher für Buchhaltung und Finanzperspektiven ablösen. Carlo wird noch bis Mitte 2024 Vorstandsmitglied bleiben.

 


                                                Der EBuxi-Standplatz – mitten in der Bahnhof-Baustelle



100'000 Passagiere und mehr Ertrag

Der Betriebsertrag (inklusive der Bystronic-Fahrten) mit total 29'400 Passagieren belief sich auf 84'400 Franken. Gegenüber 2022 stiegen die Einnahmen aus Fahrten um 10.5 Prozent. Ein einzelner Fahrgast-Transport ergab somit 2.90 Franken Ertrag bei Bruttokosten von 6.40 Franken. Der Fahrertrag gemessen an den Gesamtkosten von 187'600 Franken (inklusive Abschreibungen) machte 45 Prozent aus.

 

Anfangs März, kurz nachdem EBuxi seinen 100'000sten Passagier gefeiert hatte, begannen am Bahnhof die Infrastrukturumbauten. Bis Ende 2024 werden die Perrons gemäss den Normen im Behindertengleichstellungsgesetz auf 55 Zentimeter erhöht. Die Unterführung wird verbreitert und Richtung Niederönz verlängert, sodass ein voller Durchgang unter den Gleisen entsteht. Die Perrons werden auf 420 Meter verlängert, und ein Lift wird Rollstuhlfahrerinnen und Personen mit Kinderwagen zur Verfügung stehen. Für EBuxi sind in den Plänen weiterhin zentrale Stellplätze auf der Ost- und der Westseite des Bahnhofs vorgesehen. Während der Bauarbeiten geniesst EBuxi die Vorteile des Bus-öV, kann also etwa vom Bahnhof aus die für den Privatverkehr gesperrte Abfahrt Richtung Lorraine-Unterführung nutzen.

 

Die App mit ihren kleineren und grösseren Problemen beschäftigte die Betriebsgruppe und den Vorstand nach wie vor erheblich. Alles in allem haben sich aber früher kritische Funktionen eher stabilisiert. Das Experimentieren mit Veränderungen der sogenannten Vorbuchungssperre brachte aber keinen durchschlagenden Erfolg.

 

Weiterhin ohne Lösung bleibt ein altes, leidiges Problem: Bei der Abrechnung der beiden Portemonnaies fallen oft kleinere Fehlbeträge auf. Hochgerechnet aufs ganze Jahr machen sie etwa anderthalb Prozent des Fahrertrages aus. Da sie trotz einem Kontrollsystem nicht zugeordnet werden können, bleibt ein doppelt ungutes Gefühl. Zum einen fühlen sich viele ehrliche FahrerInnen unter einer Art Generalverdacht. Und zum zweiten befürchtet der Vorstand, dass die Fehlbeträge eher noch steigen könnten, auch wenn nach einem allgemeinen Aufruf zur Ehrlichkeit der Fahrgeld-Schwund in der Regel dann für ein paar Wochen praktisch verschwindet.


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